Die Green PLM-Konferenz 2024 hat erneut eindrucksvoll gezeigt, wie wichtig das Thema Nachhaltigkeit im Produktlebenszyklus geworden ist. Experten aus verschiedenen Branchen kamen zusammen, um aktuelle Herausforderungen und Chancen im Bereich des Grünen Product Lifecycle Management (PLM) zu diskutieren. Im Folgenden werden die zentralen Themen und Trends vorgestellt, die auf der Konferenz hervorgehoben wurden.
Der digitale Zwilling als Schlüsseltechnologie
Eins der zentralen Themen war der digitale Zwilling. Andreas Werner vom Fraunhofer-Institut für Arbeitswirtschaft und Organisation (Fraunhofer IAO) hob die Bedeutung dieser Technologie hervor, die nicht nur die Effizienz im Produktlebenszyklus steigert, sondern auch neue, nachhaltige Geschäftsmodelle ermöglicht.
Der digitale Zwilling kann als Bindeglied zwischen dem Internet of Things und dem Internet of Services fungieren. Dies schafft Transparenz über das gesamte Wertschöpfungsnetzwerk und fördert automatisierte Feedbackschleifen in der Produktentwicklung, die es Unternehmen ermöglichen, nachhaltigere Alternativen zu wählen.
Nikolas Zimmermann, ebenfalls vom Fraunhofer IAO, ergänzte, dass Unternehmen oft nicht wissen, wie sie den digitalen Zwilling für ihre spezifischen Bedürfnisse nutzen können. Der Schlüssel liege in der richtigen Modellierung und Anpassung an individuelle Anwendungsfälle.
Nachhaltige Batterien: Second Life und Recycling im Produktlebenszyklus
Ein weiteres spannendes Thema auf der Green PLM-Konferenz war die Weiterverwertung von Batterien, das Dr. Bernhard Behr von AVL List GmbH beleuchtete. Er betonte die Chancen, die sich durch die Nutzung von gebrauchten Batterien in stationären Energiespeichern ergeben. Diese können dazu beitragen, lokale Energiesysteme während Spitzenzeiten zu unterstützen und somit zur Stabilität der Energieversorgung beizutragen. Gleichzeitig wies er auf die Notwendigkeit hin, die unterschiedlichen Industriezweige, die hier beteiligt sind, besser zu vernetzen, um den Produktlebenszyklus von Batterien effizienter zu gestalten.
Datenintegration als Grundlage für nachhaltige Produktentwicklung
Die Rolle von Daten in der nachhaltigen Produktentwicklung wurde in mehreren Vorträgen und Gesprächen mit den Expertinnen und Experten auf der Green PLM 2024 thematisiert. Dr. Erik Rieger von Transition Technologies PSC Germany betonte, dass die Verbindung und Integration von Daten über den gesamten Produktlebenszyklus entscheidend sind, um fundierte Entscheidungen treffen zu können.
Auch für das Thema Energiemanagementsysteme spielen Daten eine zentrale Rolle, wie Dr. Nicole Göckel von CONTACT Software GmbH im Gespräch mit uns betonte. Sie erläuterte, dass bis Mitte nächsten Jahres für energieintensive Unternehmen ein Energiemanagementsystem implementiert werden muss.
Diese Systeme bieten die Möglichkeit, Energiedaten umfassend zu erfassen und zu analysieren. Durch die Zusammenführung dieser Daten auf einer Plattform können Unternehmen wertvolle Erkenntnisse gewinnen, die in die Produktentwicklung einfließen.
Innovative Materialien und Effizienzsteigerung im Produktlebenszyklus
Dr.-Ing. Petric Ziebeil von IPCO Group sprach über wichtige Trends im Bereich klimaneutraler Produktionsprozesse. Er hob hervor, dass die Entwicklung neuer Materialien, insbesondere biobasierte Alternativen zu traditionellen Materialien wie Leder, eine bedeutende Rolle spielt.
Ziebeil betonte zudem die Relevanz von Recycling und der Wiederverwendung von Materialien, beispielsweise Kompositmaterialien. Der Umstieg zur Kreislaufwirtschaft erfordere innovative Ansätze, um diese Materialien für neue Anwendungen nutzbar zu machen. So wird nicht nur der Zugang zu recycelbarem Material verbessert, sondern auch der gesamte Produktlebenszyklus eines Produkts nachhaltig gestaltet.
Ein weiterer wichtiger Aspekt, den Ziebeil ansprach, ist die Effizienzsteigerung bestehender Produktionsanlagen. Anstatt ständig in neue Anlagen zu investieren, sollte der Fokus darauf liegen, bestehende Systeme durch Upgrades energieeffizienter zu gestalten. Dies führt nicht nur zu einer Reduzierung der Betriebskosten, sondern auch zu einer Verringerung des Ressourcenverbrauchs.
Künstliche Intelligenz und generatives Design im Produktlebenszyklus
Ein weiterer spannender Trend war die Rolle von Künstlicher Intelligenz (KI) in der Produktentwicklung. Pina Schlombs von Siemens Industry Software erklärte, dass KI nicht nur bei der Bewertung des Umweltfußabdrucks helfe, sondern auch im Engineering durch generatives Design. Dies ermöglicht es Unternehmen, verschiedene Designalternativen schneller zu testen und so effizientere Lösungen zu entwickeln.
Stefan Gatersleben von Schaeffler Technologies ergänzte, dass eine solide Datenbasis entscheidend ist, um KI-Anwendungen erfolgreich einsetzen zu können. Nur wenn die Datenqualität hoch ist, können Unternehmen nachhaltige Produkte schnell und effektiv entwickeln.
Fazit: Chancen eines nachhaltigen Produktlebenszyklus
Die Green PLM-Konferenz 2024 hat deutlich gemacht, dass Nachhaltigkeit im Produktlebenszyklus nicht nur eine Herausforderung darstellt, sondern auch zahlreiche Chancen bietet.
Von der Nutzung digitaler Zwillinge über innovative Materialien bis hin zu einer verbesserten Datenintegration – die Trends zeigen, dass Unternehmen in der Lage sind, durch nachhaltige Praktiken nicht nur ihren ökologischen Fußabdruck zu reduzieren, sondern auch neue Geschäftsmöglichkeiten zu erschließen. Die Zukunft der Produktentwicklung liegt in der Kombination von Technologie, Daten und einem klaren Bekenntnis zur Nachhaltigkeit.
Video zu diesem Beitrag: https://www.youtube.com/watch?v=YkCKJAeFaC8